Bei herrlichstem Sonnenschein trafen sich am frühen Abend des 4. April 2025 viele junge und ältere Menschen zu einem ungewohnten Angebot: In Kooperation mit der katholischen Pfarreiengemeinschaft Heilige Dreifaltigkeit, der Neuapostolischen Kirche und der evangelischen St. Paulusgemeinde hatten die Wanderfreunde 1922 Damm e.V. eingeladen. Es war ein „Ge(H)bet“ angekündigt, eine besondere Wanderung, begleitet von Eseln und mit besinnlichen Impulsen an fünf Stationen.
Zur Einstimmung wies unser Mitglied Helmut Fleckenstein auf Franz von Assisi hin, dessen Verbundenheit zu Natur und Tieren bekannt ist. In einigen Strophen aus dem Sonnengesang klang die Spiritualität des Heiligen und seine besondere Sicht auf die Schöpfung an. Noch schauten sich alle neugierig nach der versprochenen Esel-Begleitung um. Wo blieben diese?
Da mussten wir erst ein kurzes Stück entlang der geteerten Straßen des Aschaffenburger Stadtteils Strietwald laufen, bevor wir schließlich die grauen Langohren trafen. Herr Winkler stellte uns seine Begleiter namentlich vor und erzählte unter anderem, wie sie in seinen Besitz gekommen waren. Nach einigen Instruktionen machten wir uns jetzt gemeinsam mit den angenehmen Vierbeinern auf den Weg.
Esel sind genügsam, vorsichtig und klug. Geduldig und verlässlich tragen sie seit Jahrtausenden die Lasten der Menschen. Diese Gedanken zu den bescheidenen Tieren spann Frau Claudia Weidenbach-Brehm am nächsten Haltepunkt fort: Der Esel ist uns als treuer Begleiter in biblischen Geschichten bekannt und ein Symbol für Geduld, Demut und Stärke. Unterwegs konnten sich die Teilnehmenden mit dem Führen der Tiere abwechseln. Manchmal war nicht so ganz klar, wer da gerade wen führte!
Bei der nächsten Station, angekommen im ehemaligen Lehrforst der Aschaffenburger Forstlehranstalt, entführte Frau Gisela Lang die Interessierten auf Spuren der Vergangenheit. Hier befand sich einst der Schießplatz der Aschaffenburger Garnison des königlich Bayerischen Jäger-Bataillons. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gebäude als Ausweichquartier für die zerbombte Dämmer Schule genutzt. Dies konnte ein Teilnehmer aus dem Stadtteil bestätigen. Als Zeitzeuge erklärte er, dass damals ja die Autobahn den Weg hierher noch nicht versperrte. Bis in die 1950er Jahre wurden Dämmer und Strietwälder Schüler hier unterrichtet. Dieser geschichtsträchtige Ort, der zur Reflexion über Zeit und Wandel einlädt, lässt sich heute nur noch erahnen, denn die Gebäude stehen inzwischen nicht mehr.
Das Gedenkkreuz, das an die Tötung einer jungen schwangeren Frau vor 10 Jahren erinnert, ist ein Ort zum Innehalten. Hier lud Frau Pfarrerin Viola Wölfe ein, über die Lasten des Lebens mit Blick auf Hoffnung und Erlösung zu meditieren. Sie stellte die Verbindung zum Palmsonntag her. An diesem Tag gedenken die christlichen Kirchen des Einzugs Jesu in Jerusalem, wobei er auf einem jungen Esel ritt.
Um Gemeinschaft und einen beschwerlichen Weg ging es am Wanderdenkmal der Dämmer Wanderfreunde. An dieser letzten Station, die uns an die Stärke erinnert, die in Gemeinschaft und Ausdauer liegt, berichtete Frau Annette Wolf über die Entstehung dieses Naturdenkmales von 1932. Auf der Steinplatte ist folgender Spruch zu lesen: „Für kranken Geist die beste Kur find'st Du im Schoße der Natur.“ Es macht nachdenklich, dass dieser Satz auch nach über 90 Jahren noch aktuell ist.
Abschließend klang der etwa einstündige Spaziergang mit Esel-Begleitung bei einem gemütlichen Imbiss mit Getränken aus. Die über 60 Anwesenden fanden ausreichend Platz im Wanderheim der Wanderfreunde 1922 Damm und saßen noch lange bei anregenden Gesprächen zusammen.
Text: Gisela Lang, Wanderfreunde 1922 Damm e.V., Aschaffenburg
Foto: Annette Wolf, Neuapostolische Kirche, Aschaffenburg